Die Märkische Fast-Rundfahrt
14.Juli 2019 | von Susanne Vega
Nachdem die Boote auf den Hänger geladen und das zahlreiche Gepäck verstaut war, starteten wir mit vier unternehmungslustigen Paddlern Richtung Beeskow los. Klar, dass es nicht pünktlich losging, aber wie wir immer wieder feststellten: „ Ey, wir haben Urlaub…“ (1*). Einer der Leitsätze, davon gab es noch einige mehr, wie im Laufe des Berichtes klar werden wird. Die erste Planänderung ergab sich aus der Tatsache, dass eine wichtige Schleuse immer noch gesperrt war und wir deswegen drei Alternativen hatten: Start in Beeskow und „umtragen“ mit Bootswagen über die Dorfstraße in Neubrück (mit 1000 m keine kleine Strecke) von der 2. Schleuse aus. 2. Durch die Schleuse 2 (Neuhaus) durch und den langweiligen Kanal fahren. Also, den Fahrtbeginn ab Beeskow haben wir dann erst mal gekanzelt und Variante 3 gewählt, direkt erst beim Wasserwanderplatz Neubrück in die Tour einsteigen. Wir haben dann den Wagen in Beeskow geparkt, eine Nachricht beim Kanuclub hinterlassen, dass wir nun doch nicht kommen und sind mit dem Taxi zurück nach Neubrück gefahren. Während wir auf das Taxi warteten stellten wir fest, dass es in Beeskow ganz hübsch ist und bezahlbare Immobilien hat. Übrigens- hinterher, schon fast am Ende der Tour trafen wir zwei Kanadierfahrer, die uns erzählten, dass der nette Wirt von der Eisdiele in Neubrück (wo auch der Wasserwanderplatz war) Paddler gegen 5 Euro Gebühr von der Schleuse 2 abholt. Wussten wir nicht, schade, dass der Kanuclub das auch nicht wusste.
Nach dem Zelte aufbauen und dem ersten Kaffee sind wir dann in besagte Eisdiele gegangen und haben uns gestärkt. Es gab dort auch Kleinigkeiten wie Suppe, Wurst und Salat neben Eis.
Am nächsten Tag haben wir erst mal die Spree bebadet, sie war erfrischend nass. Anschließend Zelte abbauen, alles verstauen und los auf die Drahendorfer Spree. Eigentlich hatten wir geplant, morgens früh los zu fahren, aber vor 10 waren wir nie auf dem Wasser. (siehe Anmerkung 1*). Die Drahendorfer Spree war schön, interessante Ufer, ganz im Gegensatz zu dem langweiligsten Stück der Fahrt, dem Fürstenberger Kanal, der kurze Zeit später folgte. Auch machen wir Bekanntschaft mit der ersten Lore, die mehr oder weniger bequem (ächtzzz) die Boote am Wehr vorbei transportierte. Gute Idee, diese Loren, aber schwer zu ziehen. Einzige Rastmöglichkeit war das Strandbad „Strandidyll“ in Berkenbrück, wo eine „Entertainerin/Stand-up-Comedien“ männerfeindliche Dinge in „D“ Qualität von sich gab, echt schlimm, aber die Pommes: „Pommes geht immer (2*)“ waren gut und der Kaffee auch. Die Schleuse in Fürstenwalde schleuste uns nicht, mühsames umtragen mit Tragegurten war angesagt. Beim Ruderclub in Fürstenwalde fanden wir eine freundliche Unterkunft und konnten auch einkaufen. Es regnete etwas in der Nacht und das Wetter war danach auch durchaus durchwachsen, wie der Norddeutsche sagt.
Der 2. Paddeltag war etwas eintönig, einer der wenigen Rastplätze der Etappe war Kanu-Sport Spree in Hangelsberg, wo es einen heißen Kaffee, einen heilen Packsack für mein Zelt und neue Paddelhandschuhe für die Mädels gab. Wir schlugen unser Nachtlager in Biwakmanier am Flussufer in Spreewerder auf und hatten einen wunderschönen Platz für uns allein und Bademöglichkeit.
Der dritte Paddeltag war der einzige Tag, wo ich mit meinem Boot die Geschwindigkeit mitgehen konnte. „Dank“ Verkrautung bremste Geralds Boot ganz von alleine, ganze Seegraswiesen zog er hinterher und wir hatten abwechselnd die Aufgabe, die Büschel vom Steuer zu entfernen. Die Müggelspree ist wirklich wunderschön, total klares Wasser und viele Fische. Und viele Posen, Blinker usw. an den Ästen am Ufer.
Die Müggelspree begleitete uns bis nach Erkner, wo wir am Dämmritzsee dann abbiegen mussten. Unser Ziel war der Naturcampingplatz vom Berliner Landes-Kanu-Verband im Seddinsee, vorher wollten wir noch in Gosen einkaufen. Es war fies windig und alle waren müde, durchgefroren und kaputt. An der Anlegestelle in Gosen stellten wir fest, dass es 5 km Fussmarsch bis zum Laden wären, also paddelten wir noch mal zurück, wir hatten eine Einfahrt übersehen. Vom Bootsliegeplatz, den wir nach Kartenstudium, diesmal mit Brille, schlussendlich fanden war es nicht mehr weit bis zum Einkaufszentrum. Das Einkaufen machte Spaß, es war windstill und wurde etwas wärmer und Tatjana bekam eine Kuscheldecke, da es nachts zu kalt war.
Der Campingplatz auf dem Seddinsee (BKV) hat weder Sanitäranlagen, noch Strom, noch fließendes Trinkwasser, nur ein Sanitärhäuschen mit Plumpsklos, gefühlt ca. 500 m am anderen Ende der Insel, welches extrem stinkig war. Aber idyllisch war es trotzdem und einen guten Steg gab es auch. In der Nacht wurde es richtig kalt, und das Frühstück war kurz, das Baden fiel bei einigen aus „ Waschen wird überbewertet…“ (3*). Am nächsten Paddeltag war es den ganzen Tag wolkig mit Sonne im Wechsel, und windig aber nicht mehr von vorn. So konnten wir bei dem ein oder anderen Motorboot, welches uns überholte, mal ein bisschen surfen…Pause machten wir kurz vor einer Schleuse, die uns tatsächlich auch später schleuste, beim Ruderclub Königs-Wusterhausen mit einem super Steg und englischem Rasen. Kein Unkraut traute sich, mehr als 3 mm den Kopf herauszustrecken. Beeindruckende Leistung des Rasenmähers. Die Entscheidung, die Etappe abzukürzen und lieber noch einen Paddeltag mehr zu machen wurde gefällt und der nächste Campingplatz an der Zernsdorfer Lanke hatte dann auch wunderbare Duschen und ein sehr freundlicher Platzwart fuhr Tatjana und mich zum Einkaufen, da es weder den in der Karte angegebenen Kiosk noch eines der drei Restaurants mehr gab. Die Infrastruktur war an der Strecke sehr deutlich eingeschränkt, viele Angaben im „Jübermann Wasserwanderatlas“ stimmten so nicht mehr, schade. An dem Campingplatz merkten wir auch langsam die Tour an den kleinen Blessuren, die alle inzwischen hatten, von Durchfall bis Knieschmerzen und Abschürfungen, Handgelenkproblemen bis Blasen war alles dabei. Dank einer guten Bordapotheke war das aber alles kein Problem.
Der 5. Paddeltag war dann der schönste Tag, perfektes Wetter, freundlicher Schiebewind, warm, Surfwellen, Taxiboote und 2 schleusende Schleusen. Es gab ein Eiskaffee mit Imbiss in Gussow, wo wir vor einem etwas größeren See Rast machen. (2*). Die Dahme ist ein wirklich schöner Fluss, es wechselten sich Seen und Flussabschnitte ab, alles klares Wasser und schöne Ufer mit viel Fauna und wunderschönen Libellen in allen Größen. Wir biwakierten auf einem wunderschönen Platz an der Dahme, direkt am Fluss, die Wickelröcke wurden angezogen und es wurde gebadet. In der Nacht regnete es ein wenig, so dass wir die Zelte nass abbauen mussten.
Der Paddeltag 6 war auch sehr schön, leider schleuste keine Schleuse wegen des Niedrigwassers mehr, und zusätzlich gab es noch 2 Wehre, es musste mühsam umgetragen werden mit Hilfe der Tragegurte ging das ganz gut, aber es dauerte immer gut eine Stunde, bis alles wieder weiter ging. (1*). An einer Schleuse konnten wir Nutrias beobachten, possierliche Tierchen mit scharfen orangen Zähnen…Am Neuendorfer See gab es einen Wasserwanderrastplatz, der voll war, hier machten wir fast 2 Stunden Pause (1*), und die Lust noch eine größere Strecke zu paddeln ging gegen null, dass wir den nächsten Biwakplatz, der uns geeignet erschien bezogen. In der Nacht kamen auch Nutrias auf die Insel und Schwäne machten Radau, aber geschlafen haben wir alle gut, allerdings begann der angekündigte Regen mit großen Wassermassen zu strömen. Alle Wetter apps, ja es gab sogar Empfang… sagten schlechtes Wetter, Gewitter und Starkregen voraus, der die nächsten 2 Tage anhalten sollte. Wir beschlossen (1*), dass wir die Tour hier nach ungefähr 140 km abbrechen würden, denn keiner hatte Lust bei dem Wetter nochmal nass auf und abzubauen. Wir bestellten ein Taxi zum Wasserwanderrastplatz, bauten alles in Windeseile ab, fuhren das kleine Stück zurück, Daniel und ich fuhren anschließend mit dem Taxi fast 40 km bis Beeskow und holten das Auto.
Nachdem aufgeladen war, wurde noch gefrühstückt und wir lernten 2 Paddler aus Leipzig kennen, die auch die Tour machten, aber weiter fuhren. Viele haben wir nicht getroffen, es war überschaubar mit den Paddlern auf der Strecke, und die Infrastruktur ist deutlich reduziert, besonders auf der Strecke ab Prieros.
Nach 4 Stunden waren wir dann wieder in Ratzeburg, zwischendurch mit scheusslichstem Wetter, immerhin waren die Boote jetzt sauber…
So, nun noch mal die wichtigsten Sätze der Tour, neben den schon erwähnten *1-*3…
„Gerald, hol mal Deinen Ständer raus…“ (der selbstgebastelte Ständer für das Boot, da die Steuerfinne nicht einklappbar war)
„Daniel, heute brauchst Du die lange Badehose…“ (als es kalt wurde)
Tatjana: „Warum habe ich die Sonnencreme griffbereit?“ (wurde kaum gebraucht)
„Ist es noch weit?“ (nach 500 m Fahrt)
Susanne : “ich schaff das schon…“ (wenn ich mal wieder 500 m hinter den anderen hinterher fuhr, wegen des schwersten und langsamsten Bootes)
„Da gibt es Eis!“ (alle)
„alles ist besser als frieren“ (Tatjana und ihre Kuscheldecke, die wir einkauften)
„Nun noch das Schwänzchen rein, und schon geht’s los“ (Susanne klappt das Steuer ins Wasser)
„Das geht wieder voll auf’s Röllchenkonto“ (immer, wenn es Kekse, Schokolade und andere lebensspendende Süßigkeiten gab)