Tollense und Peene, nichts für Eilige…
2. September 2016 | von Susanne Vega
Tour von Neubrandenburg bis Lütow/Halbinsel Gnitz/Usedom, Ende August 2016
Nach einer anstrengenden, heißen Anreise nach Neubrandenburg und dem Umparken der Autos, eines musste nach Usedom, sind Karin und ich erst mal die schöne Stadt Neubrandenburg besichtigen gegangen. Es war Stadtfest und neben richtig guter Rockmusik von einer Live-Band gab es Bier und ein leckeres, erstaunlich preiswertes Essen beim Chinesen.
Am kommenden Tag wurden die beiden Einer gepackt und schon ging es los. Das erste Wehr erreichten wir nach zwei Kilometern, also aussteigen und umtragen. Etwa einen Kilometer nachdem wir wieder im Boot waren, tauchte plötzlich ein Schwall auf. Lt. Dem Fahrtenatlas von Jübermann bei Mittelwasser fahrbar. Wie haben uns aber nach Besichtigung für treideln und nicht fahren entschieden, was gut war, denn sonst wäre die Tour bereits hier zu Ende gewesen. Das Wetter war schön und wir kamen gut voran, die Landschaft und der Fluss waren wunderschön zu fahren, viele Mäander und nach ungefähr 15 km erreichten wir Altentreptow, wo wieder ein Wehr umgetragen werden musste. Diesmal mit mehr Fußmarsch. Unter der Dorflinde machten wir erst mal Rast, praktischerweise war eine Tankstelle mit kalter Cola und einem Eis nur wenige Meter entfernt. Ein Schläfchen war auch noch drin und nach 1,5 Stunden brachen wir wieder auf. An der Dorflinde sammelten sich die Biertrinker des Dorfes, die uns aber gute Tipps wegen der nächsten Übernachtungsmöglichkeit gaben und beim Einsetzen (es gibt noch Kavaliere) halfen.
Am Rastplatz Mühlenhagen haben wir angehalten und das Zelt aufgebaut. Leider war es schmutzig, die Müllcontainer quollen über und der Boden war auch nicht sehr eben. Aber, Paddler sind ordentlich und wir haben erst mal aufgeräumt und dann Zelt und Tarp aufgebaut. Es gab einen fantastischen Sternenhimmel und neben dem Rastplatz fiel ein Baum um, glücklicherweise nicht auf uns. Am nächsten Morgen kochten wir Kaffee mit Tollensewasser, was gut schmeckte und total sauber war. Der Tag wurde SEHR heiß, bis 35° Temperatur und Gewitter zogen auf. In Klempenow bei der Burg mussten wir noch einmal umtragen, hier gab es eine Kanustation mit ökologisch („wollt Ihr vegetarisch oder vegan…?“) zubereitetem Brot, Dip, und einer mega leckeren Tomatensuppe, nebst Biobier, was wir aber beide nicht mochten, dieses war sehr bitter. Nachdem wir wieder auf dem Wasser waren, wurde es immer bedrohlicher mit dem Wetter und wir hielten Ausschau nach einer Rastmöglichkeit, nebst Nachtlager. Ein Gut bei Vanselow tauchte auch, nebst wunderbarer Badestelle. Nach kurzer Recherche bei den Anwohnern fanden wir heraus, dass Paddler für eine Nacht Biwak auf dem Gelände machen dürfen, wenn sie vorher bei Graf Mahltzahn um Erlaubnis bitten. Das Gelände erwies sich als Glücksgriff, dank einer Veranda konnten wir, während es blitzte, donnerte und goss, auf unseren Stühlen sitzend das Spektakel im Trockenen besichtigen. Open Air Kino sozusagen. Die Anwohner waren sehr nett, wir bekamen Wasser, das Handy wurde aufgeladen und ein Angebot für ein Gästezimmer (…wenn das Zelt nass ist, Mädels, dann klopft bei uns…) bekamen wir auch. Und, das sahen wir am nächsten Tag, die angepeilte Raststelle, wo wir eigentlich hin wollten, war ein 5×5 m großes (?) Gelände, direkt neben einer fröhlichen Ziegenherde…alles richtig gemacht.
Das Wetter hatte umgeschlagen und es regnete ab und zu. Vor Demmin erfuhren wir von einem Mähboot, dass am Ende der Tollense Krautschnitt gemacht wurde und es eine nicht überquerbare Krautsperre geben würde. Wir haben dann, nach kurzer Besichtigung, diese für überquerbar erklärt, und dank Kletterkünsten und logistischem Spürsinn gemeistert, was den Respekt der Krautschneider, die saßen trocken und Brotstulle essend im warmen Auto, während es wie aus Kübeln goss, abnötigte. War aber auch nicht ganz einfach, zuerst mussten wir auf ein am Ufer vertäutes Mähboot aussteigen, an Land klettern, dann die Boote mit vereinigter Kraft über das Kraut ziehen, dann turnte ich auf den Rollen, die das Kraut hielten und gab den Booten den letzten Schubs über das Hinderniss; und am Ende gab es als letzte Gemeinheit noch glatte und rutschige Steine für den Wiedereinstieg. Hurra! Wir auf der Peene und machten eine kleine Rast, ich bekam schlechte Laune, da meine Zigaretten total durchweicht waren und ich keine Kippen mehr dabei hatte.
Aber Loitz ist ja nicht so weit weg, dort verbrachten wir die nächste Nacht auf dem offenen Gelände direkt am Hafen. Es gibt dort einen hübschen Campingplatz nebenan, und man versuchte uns auch nach dorthin abzuwerben, aber wir blieben beim Hafenmeister, der guten Kaffee, eine saubere Sanitäranlage zu bieten hatte (endlich mal wieder richtig waschen…) und ein klasse Frühstück (mit Rührei) machte. Und Kippen hatte er auch…Nach dem Abendessen machten wir noch einen Verdauungsspaziergang, hübsches Städtchen, dieses Loitz, wenn auch noch viel Restaurierungsstau, und die Starenformationsflüge (a la „schwarze Sonne“) waren toll.
Es ging weiter die Peene entlang, wir hatten Schiebewind und kamen gut voran. In Jarmen machten wir Rast und kauften im örtlichen ALDI ein, danach sind wir noch bis Stolpe gefahren. Die Peene ist ein schöner, ruhiger Fluss, wird zunehmend breiter und die Ufer sind meist schilfig. Bis Alt Plestlin ist die Infrastruktur gut, alle 10 km ein Wasser Wanderer Rastplatz, danach nur nach alle 30 km. Eigentlich wollten wir bis zum Kanuclub nach Gützkow fahren, entschieden uns aber dann doch weiter zu fahren. Die Marina in Stolpe ist wirklich schön, der Hafenmeister etwas seltsam, alles ist abgeschlossen, sogar die Mülltonnen. Und im Bad gab es Bewegungsmelder, die nicht funktionierten, also duschen im Dunkeln.
Am kommenden Tag haben wir erst mal ausgeschlafen und sind erst um 11 Uhr losgefahren, der letzte Peeneabschnitt ist jetzt etwas karg, schilfige Ufer und wenig zu sehen. Aber, und das war toll, ich hatte die Möglichkeit einem Wildschwein beim Bade zuzusehen, dem Schwein war wohl warm…Und Eisvögel gab es, Fischotter haben wir gesehen, Kraniche zogen über uns hinweg und viel Zeit nachzudenken hatte ich auch, während wir uns in östlicher Richtung , an der Stadt Anklam vorbei dem Peenestrom näherten.
Die Querung des Peenestroms war einfach, wenig Wellen, nur ein Motorbootraser machte ordentlich Wellen und Krach. Als wir endlich in Rankwitz auf der Insel Usedom ankamen, konnten wir die Einfahrt zunächst nicht finden, bis uns eine Skipperin den Weg wies. Auf allen Gräsern, Büschen und Bäumen saßen die Stechmücken, ihre Lätzchen glänzten in der Sonne, Frischfleisch…und sie fielen über uns her. Anti Brumm, Autan, nichts hielt sie ab. Ansonsten: Hervorragender Rastplatz, 1a mit 5 Sternen, preiswert und sehr gutes Essen.
Es fehlte nur noch die Querung des Achterwassers bis zur Halbinsel Gnitz. Leider war der Wind von vorn und Wellengang, die Querung war anstrengend, immerhin fast 5 km. Auf dem Campingplatz angekommen bauten wir unser Zelt auf und schleppten das Gepäck eine steile Treppe das Steilufer hoch. Kaum war der Kaffee gekocht, kamen auch noch Daniel und Georg, später auch noch Reinald hinzu. Die Jungs blieben noch 3 Tage dort, während Karin und ich am folgenden Tag los mussten. Aber- es war eine schöne Tour, nichts für Eilige, eher für Genießer der Stille und der Natur.