E-Mail: info@ratzeburgerkc.de | Ratzeburger Kanu Club e. V. - Dr. Alfred Block Allee 1 - 23909 Ratzeburg

Sommer-Elbe-Tour 2015

7. August 2015 | von Susanne Vega

…gut, wenn man einen Plan „B“ hat.



Bereits im letzten Jahr reifte die Idee, eine Tour auf der Elbe zu machen, nachdem die ursprüngliche Idee, die TID zu fahren nicht klappte, weil die Sommerferien in Schleswig-Holstein leider zu spät waren. Susanne und Sven Böckler und Susanne Vega als Fahrtenleiterin planten dann die Elbe. Die Idee war, den (fast) gesamten Verlauf der deutschen Elbe bis Lauenburg zu paddeln. Immerhin 570 km, waren zu bewältigen, ambitioniert, das Ganze in 2 ½ Wochen hinter sich zu bringen. Die einzelnen Etappen waren zwischen kurzen 25 bis sehr langen 52 km lang, aber mit der Strömungsunterstützung von ca. 5 km/h sollte das kein Problem darstellen, so die Vorstellung unsererseits.


Leider war, um es vorweg zu sagen, die Strömung, dank Niedrigwasser nur 2-3 km/h, was einige Touren zur körperlichen Herausforderung gestaltete. Wir fuhren am Samstag, den 18.7. mit dem Zug bequem (ohne umzusteigen) nach Dresden, wo wir bereits vom parallel fahrenden Begleittross (mit Booten und Gepäck) erwartet wurden. Reinhold Fauck und Sven fuhren den Bus nach Dresden, fanden aber auf dem vorgebuchten Campingplatz niemanden vor, so dass wir (Plan „B“) spontan den Nachbarverein um Aufnahme baten, was relativ problemlos möglich war. Im Nachherein war das prima, die Infrastruktur der Dresdener war super und Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe. Auch ein feiner Biergarten lud zum abendlichen Spaziergang ein. Trinken musste man an diesem Tag reichlich, da es drückend heiß war, immerhin zeigte das Thermometer stolze 37° Celsius. Nachdem ausgepackt war, wollten die Kinder baden, was hier auch problemlos möglich war. Leider verletzte sich eins der Kinder schwer und Susanne, Sven und Susanne V. verbrachten den restlichen Abend, statt beim Bier im Biergarten in der Dresdener Uniklinik. Nach 5 ½ Stunden waren wir gegen 2 Uhr nachts dann endlich wieder am Platz zurück und konnten uns ausruhen. Nach der kurzen Nacht hieß es dann am kommenden Tag eine Etappe von Schmilka nach Dresden zu paddeln. Reinhold fuhr den Trailer an die Einsatzstelle. Die restliche Mannschaft (19 Personen, davon 7 Kinder) fuhren mit der Regionalbahn nach Schmilka. Die Tour war wunderschön, wenn man von starkem Gegenwind, nicht vorhandener Strömungsunterstützung und ein wenig Regen mal absah. Besonders das Pillnitzer Schloss ist sehr sehenswert. Es war recht anstrengend, alle waren am Abend ziemlich platt, die Tour war immerhin über 48 km lang.


Am nächsten Tag ging es dann auf die Gepäcktour, die Boote mussten das erste Mal geladen werden und nach einigen leichteren logistischen Schwierigkeiten waren wir dann endlich unterwegs, die Boote waren der Zehner mit Steuermann Dieter Fröhling, Familie Siemers und Lukas, dann einige Zweier, Susanne und Sven mit Moritz (der Schonfrist hatte, wegen der Verletzung) und Johannes, Susanne Vega mit Josi, und einigen Einern, die mit Nele, Jens, Thomas, Karin und Manfred bestückt waren. In Dresden haben wir dann ein bisschen gebummelt, war ja auch toll, durch die Innenstadt mit all den schönen Gebäuden zu fahren. Die nächste Station war dann Meißen, eine sehr schöne Stadt, wo wir gerne noch länger geblieben wären. Das Aussteigen war schwierig, kein Steg, viele Steine und so bildeten wir eine Gepäckkette, um alle Packsäcke, Verpflegungseinheiten und die Boote nach oben zu bringen. Das gab uns einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. Über Riesa ging es dann nach Torgau, wo Ruhetag war, wenn man das dann so nennen konnte….

Brütende Hitze, eine kaputte Luftmatraze, die für Heiterkeit bei den Nicht-Betroffenen sorgte und ein totaler Zeltverlust waren an dem Abend zu beklagen. Wir hatten nach dem Pizzaschmaus ein grandioses Gewitter in der Nacht mit sindflutartigen Regenfällen und Dieters und Gertruds Zelt hatte es komplett zerlegt, dass Plan „B“ jetzt wichtig war. Über Telefon wurde das Ersatzzelt angefordert und zur nächsten Station in Elster per Express gesendet. Gut, dass die Post nicht mehr streikte, es hat gut geklappt. Dieter und Gertrud fanden Asyl im sehr schönen Gebäude des ansässigen Kanuclubs. Nebenbei bemerkt kann man sagen, dass nach den Elbehochwassern fast alle Kanuclubs mit neuen Gebäuden aufwarten konnten, teilweise wunderschön, und erstklassigem Service (es gab immer etwas zu trinken im vereinseigenen Kühlschrank, wovon wir reichlich Gebrauch machten). Die Preise waren schon recht unterschiedlich, was nicht immer am Komfort abzulesen war.


Die Fahrt nach Elster war auch eine Etappe der speziellen Art, mit heftigem Gegenwind, dabei aber schön sonnig ging es über eine Strecke von 45 km. An der Seilfähre hatte die Familie Vega einen kleinen Fast-Ertrinkungsunfall, nicht aufgepasst an der Seilfähre, aber es ging noch mal gut. Die nächste Etappe nach Coswig war dann problemlos, sieht man mal von der Fast-kenterung des Zehners ab, bei extremen Rückenwind gelang die Wende nur suboptimal. Dieter und Gertrud beschlossen dann eine Pause einzulegen und fuhren mit Hilfe des Coswiger Kanuclubs und Paddelfreunden direkt nach Magdeburg, wo sie dann einen extra Pausentag hatten. Die restliche Zehnerbesatzung musste mit und Josi schwächelte, so fuhr sie ebenfalls kurzerhand mit. Der Rest machte sich dann auf die Etappe nach Köthen und von dort aus nach Magdeburg. Hier war Pause, Stadtbesichtigung, chillen usw. angesagt, feine Sache, so ein Pausentag….Allerdings kam man zum Kanuclub „Börde“ nicht hin, man musste treideln oder schieben, Sandbänke versperrten den Weg, anstrengende Geschichte, bei extremen Niedrigwasser, der Pegel war nochmals gefallen.

20150730_181034Über Rogätz und das wirklich schöne Tangermünde ging es dann nach Havelberg, wo wieder ein Ruhetag war. An der Elbe haben wir Seeadler, viele Seevogelschwärme, Nutrias, Bisamratten und noch viele andere Tiere beobachten können, zwischenzeitlich hatte man das Gefühl, hinter dem Deich wäre die Nordsee, dabei waren wir noch mitten in Brandenburg. Havelberg ist auch nett, liegt ein Stück havelaufwärtz, der Campingplatz gefiel uns allerdings nicht, so dass Plan „B“, der Ruderclub kurzerhand gebucht wurde. Da war es brechend voll und- wieder einmal schwächelte die in Torgau neu gekaufte Luftmatraze von besagtem Paar, die wurde dann geflickt, ein Radfahrer half mit einem Flicken aus, allerdings ein paar Mal mussten wir schon pusten. Ja, wer den Schaden hat, bespaßt die anderen…

In Havelberg beendeten Susanne, Thomas und Josi die Fahrt bei km 430 , hauptsächlich weil Thomas leider wieder arbeiten musste. Der Zweier blieb dort und konnte dann am folgenden Wochenende abgeholt werden. Die restliche Truppe machte sich dann noch auf eine Stadtrundfahrt rund um Havelberg, bevor es am kommenden Tag auf der Elbe weiter ging. Das Wetter war wunderschön und heiß, so dass einige der folgenden Etappen wohl auch bei guter Kondition herausfordernd waren.

20150731_070910

Besonders die Etappe von Wittenberge nach Dömitz war mit 53 km doch sehr anstrengend, 35 ° Hitze, Gegenwind, nur was für echte Sportler. Die Dömitzer Paddelkollegen haben normalerweise keine Gästestellplätze, stellten uns aber netterweise ihr Gelände zur Verfügung, haben jetzt auch eine Toilette, arbeiten aber noch am restlichen Komfort. Der Club liegt an der Elde und ist vom Elbe-Hochwasser immer verschont. Über den Campingplatz Klein Kühren fuhr man dann Richtung Lauenburg, wo nach 570 km in der dafür vorgesehenen Zeit die Fahne des Kanuclubs Ratzeburg feierlich von Dieter an Land getragen wurde.

Es war eine schöne Tour mit kleineren Hindernissen und alle waren sich einig: das kann man mal wieder machen, vielleicht mit einigen kleineren Modifikationen und mehr Ruhepausen. Überall an der Elbe kann man auch wild campen und einige der Städte wie Dessau, Lutherstadt Wittenberg und auch Meissen verdienen durchaus einen weiteren Stopp. Noch ein wenig zum finanziellen: wir haben pro Teilnehmer 150 Euro „Startgeld“ eingesammelt und mit allen Unterkünften, Bahnfahrt und Nebenkosten nur ca. 120 Euro p.P. verbraucht, also ein durchaus preiswerter Familienurlaub.

Und so ein Trip ist immer gut, wenn man einen Plan „B“ hat, nette Kollegen, die sich gegenseitig helfen und Toleranz für die verschiedenen Interessen. Ich würde das jederzeit wieder mit dieser tollen Mannschaft machen!

Susanne Vega