Rund Rügen 2016
15. Juli 2016 | von Ines Michaelsen
Mit dem Finger auf der Landkarte, so fängt wohl fasst jede längere Paddeltour an. Und so war es auch mit der Tour rund um Rügen, Deutschlands größter Insel. Mit dabei waren Daniel aus Ratzeburg, Mona aus Hamburg und ich, Ines, aus Schwerin. Ein gemischtes Grüppchen mit guter Erfahrung auf Großgewässern. Start und Ziel der Umrundung war der Stralsunder Kanuclub. Durch gute Paddlerfreundschaften vom dortigen Verein, bekam ich noch hilfreiche Tipps mit auf den Weg. Es war eine Geniessertour in 7 Tagen mit knapp 200 km.
1. Tag: Stralsunder Kanuclub – bis Yachthafen Vitte/ Langeort
31 km Bevor wir die Runde um Rügen starteten, mussten wir uns für eine Richtung entscheiden. Nach Wetterlage peilten wir zunächst die Insel Hiddensee an. Die Tour verlief demnach im Uhrzeigersinn.Das erste Packen verlief recht zügig und so saßen wir vor 10.00 Uhr startklar in unseren Booten.Der Wind am heutigen Tag kam mit 3-4 Windstärken aus NW. Somit war heute noch nicht an surfen zu denken. Entlang des Kubitzer Bodden an der Heuwiese vorbei, hatten wir den Wind schräg von vorn. Da wir den Yachthafen in Vitte/ Langeort zur Übernachtung nutzten, blieben wir zwischen Hiddensee und Rügen. Draußen auf dem Meer waren heute auch Bedingungen, die wir nicht unbedingt testen mussten. Wir entschieden uns die Landpause bereits auf Hiddensee einzulegen. Dazu konnten wir aber nicht den direkten Weg einschlagen, denn wir befinden uns hier im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und in der Kernzone besteht selbst für uns Paddler Befahrungsverbot. Mit guten Kartenmaterial, wie dem Jübermann, kann man sich aber bestens orientieren. Nach 3 Stunden, 20 km und guten Gegenwind, betraten wir zum ersten mal die Insel Hiddensee. Die restlichen 11 km bis nach Vitte verliefen ruhiger, denn wir nutzen die Landabdeckung und hielten uns am Schilfgürtel. Durch vorherige Kontaktaufnahme mit dem Hafenmeister des Yachthafen Vitte/ Langeort, ist es selbst für uns Kanuten kein Problem dort in unseren Zelten zu übernachten. Es ist sogar eine Zeltwiese mit rustikalen Tischgarnituren vorhanden. Die Duschen und Toiletten durften wir natürlich auch benutzen. Nach Zeltaufbau, warmer Dusche und selbst zubereiteten Abendessen, ging es noch auf eine Wanderung zum Strand und zum Leuchtturm Dornbusch. Erst im dunklen kamen wir wieder zur unseren Zelten zurück. Schön ist es auf der Insel!!!
2. Tag: Vitte bis zum Campingplatz Drewoldke, 38 km
Nachdem wir das morgendliche Gewitter „abgewettert“ hatten, konnten wir zur 2. Tagesetappe aufbrechen.
Der Wind versprach uns mit Stärken von 3-4 aus W/ SW zunächst wieder Seitenwind. Mit Glück könnten wir aber draußen auf der Ostsee zum surfen kommen.
Im Vitter Bodden mussten wir uns wieder entlang der ausgetonnten Fahrrinne halten, um nicht in die Kernzone zu kommen. Außerdem ist in der Kernzone regelmäßig ein Windwatt, wo wir dann mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Grund gelaufen wären. In der Fahrrinne herrscht gerade im Sommer ein Hochbetrieb an Motoryachten und Segelbooten. Zwischen der Landzunge Neubessin (Hiddensee) und Bug (Rügen) ging es raus auf die Ostsee. Dort herrschte guter Wind und eine noch bessere Dünung, aber leider zu schräg von Achtern als das wir wirklich gut zum surfen gekommen wären.
Der nächste Orientierungspunkt war der Campingplatz in Dranske. Eine ausgedehnte Kaffeepause legten wir am Strand bei Mövenort ein. Der Sommer setzte sich durch und so wagten wir ein Bad im kühlen Nass der Ostsee. Das nächste Highlight der Tour erwartete uns schon. Hoch auf ragte Kap Arkona. Die Leuchttürme waren ebenfalls gut zu erkennen. Nur mit den surfen wurde es nichts, denn der Wind lies immer mehr nach und so waren die Bedingungen am Kap wieder erwartend sehr entspannend und ruhig. Hätte man auch anders haben können.
Wir genossen die Atmosphäre entlang der Steilküste vor Kap Arkona. Die nächste Pause war fest eingeplant im kleinen alten Fischerort Vitt. Am späten Sonntagnachtmittag war zwar nicht mehr viel Auswahl, aber schmackhaft war der Räucherfisch trotzdem. Empfehlenswert ist sicherlich ein Gang durch das Fischerdorf und hinauf zur Vitter Kapelle, aber dafür hatten wir keine Zeit mehr. Denn wir machten uns auf zur letzten kleinen Etappe und dem heutigen Tagesziel, dem Campingplatz Drewoldke.
Wir fanden einen gemütlichen Platz nicht so weit vom Strand entfernt. Da es am Abend noch anfing zu regnen, kam das Tarp zum Einsatz. Das heftige Gewitter in der Nacht hatten wir überlebt. Aber es gab tatsächlich welche, die hatten gar nichts davon mitbekommen und seelenruhig geschlafen.
3. Tag: Campingplatz Drewoldke bis zum Segelhafen in Lohme, 20 km
Die nächste Tagesetappe führte uns am Ufer der Schaabe entlang. Mit insgesamt 20 km am heutigen Tag, war die Zeit auf dem Wasser nicht ganz so lang. Deswegen machten wir in Glowe eine ausgedehnte Pause mit Fischbrötchen und Eis essen sowie Ansichtskarten schreiben an die zu Hause gebliebenen. Die Strecke von Glowe bis zum Hafen Lohme konnten wir mit viel Sonne und Windstärke 5 in Böen 6 von Achtern endlich so richtig absurfen!!
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht erreichten wir unser Tagesziel, den Segelhafen von Lohme. Nachdem wir unsere Boote leer gepackt zu der Zeltwiese trugen, kam der Hafenmeister. So war die Übernachtung, Dusche und der Brötchenservice für das Frühstück gesichert. Abends unternahmen wir noch eine Wanderung entlang des Hochwaldes zum Königsstuhl. „Da unten werden wir morgen entlang paddeln!“
Die Aussicht war herrlich! Casper David Friedrich lässt ebenfalls grüßen. Die heiß empfohlene Fischkneipe in Lohme hatte nach unserer Rückkehr leider schon geschlossen.
Mit Meeresrauschen in den Ohren schlief ich ein!
4. Tag: Segelhafen Lohme bis Prora, 21 km
Nun erwartete uns das wohl schönste und höchste Highlight der Runde um die Insel Rügen, die Kreidefelsen.
Der Königsstuhl bildete mit seiner Höhe von 118 m ü. NN den imposanten Auftakt für die Fotostrecke entlang der hohen weißen Felsen. Wir hatten ein Bilderbuchwetter mit viel Sonne und wenig Wind und konnten es einfach nur genießen.
„Uns wird die Runde geschenkt!“
Mit den Wissower Klinken ging auch irgendwann dieses Schauspiel dem Ende entgegen.
Von den weißen Kreidefelsen zur weißen Promenade von Sassnitz.
Es ist ein muss hier aussteigen und eine Gang entlang der Bäderarchitektur zu unternehmen. Ein Abstecher durch die Gassen lohnt ebenfalls. Natürlich gab es auch hier am Hafen wieder Kaffee & Kuchen, Eis, Fisch etc. Das ganz normale Programm, wie für jeden Urlauber. Aber wir wollten heute noch weiter bis nach Prora.
Vorbei am Fährhafen von Mukran, suchten wir uns hinter der Düne, vor den Ruinen der „Ferienanlage KDF“ bei Prora, einen geeigneten Übernachtungsplatz. Da wir heute nicht den Service eines Campingplatzes in Anspruch nahmen, da es auf dieser Ecke für uns keinen gab, bestand die Körperpflege aus einem Bad in der Ostsee. Ein wunderschöner Regenbogen inklusive!
Abends unternahmen wir noch einen ausgedehnten Sparziergang und hatten uns einen kleinen Teil des Komplexes KDF etwas genauer angeschaut. Es gibt eine große neue Jugendherberge und mittlerweile ist ein Teil des Komplexes als ganz normales Wohnhaus umgebaut. Der Strand ist immerhin nur 100m entfernt. Was will man me(e)hr!!
5. Tag: Prora bis Thiessow, 29 km
Ein neuer Morgen. Ich öffnete den Reißverschluss meines Zeltes. Die Sonne strahlte mich an und im seichten Licht schaute ich direkt auf die Ostsee! So könnte für mich jeder Morgen beginnen.
Bei recht schwülem Wetter starteten wir von Prora in Richtung der Landspitze vor Sellin. Der Koloss von Prora zieht sich gute 5 km an der Küste entlang. Der westliche Teil besteht aus Ruinen, während weiter östlich Kräne von Bautätigkeit zeugen. Das Ostseebad Binz ließen wir rechts liegen. Die Ortschaft Sellin ist nicht weniger sehenswert. Allein die imposante Seebrücke mit dem Restaurant und der steilen Treppe hoch zum Seebad, lassen erahnen, dieses ist wieder solch ein schick zurecht gemachtes Städtchen. Der Scharm der Ostseebäder auf Rügen zeugt davon das viel investiert wurde und noch wird, aber eine gewisse Gemütlichkeit bleibt vieler Orts noch zum Glück erhalten.
Es ist schon fortgeschrittener Nachmittag, als wir wieder in den Booten sitzen.
Es zogen immer mehr dunkle Wolken auf und kurz vor unserem Tagesziel, die Surf Oase in Thiessow, fing es an zu regnen. Zum Glück verzog sich das schlechte Wetter recht schnell, so dass wir beim abendlichen Spaziergang die Sonne u.a. vom Lotzenturm auf der Anhöhe Südpferd, genießen konnten. Der Blick über Rügen in Richtung Nordwesten mit dem Klein und Groß Zicker bis nach Göhren sowie der Blick über die Ostsee in Richtung Osten mit der Greifswalder Oie, Insel Ruden und der Insel Usedom ist einfach nur herrlich. Hier scheint die Natur und Mensch eine Einheit zu bilden. Ist das die Ruhe vor dem Sturm?!
6. Tag: Thiessow bis Stahlbrode, 40 km
Es machte den Anschein, als ob der Sommer nun eine kleine Pause einlegen würde. Am Morgen war es recht frisch und stark bewölkt. Der Wetterbericht hatte leider nicht gelogen. Wir hatten mit Wind aus N/NW, Windstärken 3-4 in Böen 5 ein hartes Stück Arbeit vor uns. Zunächst wollten wir Lauterbach, über den Rügischen Bodden erreichen. Wir nutzten die Landzungen des Groß Zicker, den Reddevitzer Höft und die sog. Endmagnetisierungs- Insel, als Schutz vor dem heftigen Gegenwind. Immer im Blick östlich von uns die Insel Vilm. Zu DDR nur den hohen Parteigenossen vorbehalten, sind nach der Wende die Naturforscher in die Räumlichkeiten eingezogen. Mit Anmeldung und Startpunkt im Hafen von Lauterbach, können bis zu 30 Personen mit der Fähre auf die Insel Vilm. Dort wird dann eine geführte Wanderung unternommen.
In Lauterbach angekommen, gab es u.a NATÜRLICH wieder frisch geräucherten Fisch, für den der mochte. Andere suchten lieber einen Bäcker auf. Dieser schien aber rein optisch im Jahr 1990 stehen geblieben zu sein. Aber der Kuchen war frisch!
Da der Wind am nächsten Tag noch weiter zunehmen sollte, entschlossen wir uns die Tagesetappe bis zum Campingplatz in Stahlbrode zu erweitern. So kamen wir zwar auf satte 40 km am heutigen Tag, aber dafür hatten wir am letzten Tag der Tour rund Rügen nicht mehr ganz so viele Kilometer gegen den starken Wind zu bewältigen.
An der Westseite des Greifswalder Bodden waren wir von dem Wind etwas geschützt und kamen gut voran.
Um die Ecke von Palmer Ort und der mittlerweile auf West gedrehte Wind, erwischte uns voll von vorn. Auf den letzten 5 km bis Stahlbrode wurde von uns nochmal alles abverlangt. Der Lohn war dann die warme Dusche auf dem Campingplatz.
Erkenntnis des Tages: Zum Ende der Tour, nachdem die Ostsee mehrmals durch das Zelt von Mona geschwommen war, wusste Sie nun auch warum. Ihre Spitzdecke hielt nicht dicht und die hintere Schottwand war ebenfalls genauso undicht. Lieber Spät als nie!
7. Tag: Stahlbrode bis zum Stralsunder KC, 18 km
Es waren nur noch knapp 20 km bis nach Stralsund. Die Rügenbrücke und die Stralsunder Volkswerft waren bereits am Morgen auszumachen. Der Wind blies uns locker mit einer Windstärke 4-5 entgegen.
Da mussten wir schon ordentlich an den Paddeln ziehen. Auch auf dem Strelasund nutzten wir die Landzungen als Schutz für kleine Pausen. Die Insel Dänholm, über die der alte Rügendamm führt, passierten wir durch die Mitte und kamen nun unter der neuen Rügenbrücke hindurch. Wir fuhren entlang der Skyline von Stralsund mit ihren Kirchtürmen, dem Ozeaneum, der Gorch Fock, den Speichern und Yachthafen. Der Steg des Stralsunder Kanuclub tauchte auf und wir hatten die Runde voll gemacht;o)))))
Wir konnten die Tour, rund um die Insel Rügen,
wie mit dem Finger auf der Landkarte geplant, abfahren.